Hofheim. Wie auch in den vergangenen Jahren war die Reiselust der Hofheimer Musiker des Akkordeon-Vereins "Lyra" die Triebfeder für das Motto des diesjährigen Herbstkonzerts. Nach musikalischen Aufenthalten im Vereinten Königreich von England und den Vereinigten Staaten von Amerika bewegte sich der Taktstock in diesem Jahr in östliche und westliche Richtung über den Globus.
Es ist zwar nicht üblich, Musik nach Himmelsrichtungen zu unterscheiden, dennoch haben die Hofheimer Musiker den Sprung gewagt und sich mit ihren ausdrucksstarken Instrumenten auf die Reise um die Weltkugel begeben. "Von Ost nach West umspannt nicht nur einen breiten geografischen Raum, es bietet auch aus verschiedenen Kulturkreisen und unterschiedlichsten Traditionen auf musikalischer Ebene ein breites Spektrum an Möglichkeiten", erläutert Lyra Schriftführer René Kimpel die Intention des Vereins.
Historisches, Aktuelles und die Mannigfaltigkeit der heutigen Zeit solle mit diesem Konzert wieder gespiegelt und zum Ausdruck gebracht werden. In seiner Begrüßungsansprache legte der musikalische Leiter und Moderator des Abends, Dr. Bernhard Wondrak, die Trennlinie der beiden Himmelsrichtungen auf den geografischen Längengrad Hofheims fest. Zu Beginn des Abends wurden die zahlreichen Besucher in der Hofheimer Stadthalle in das Finnland des späten 19. Jahrhunderts geleitet. Mit der Aufführung der "Finlandia" wurde eine symphonische Dichtung von Jean Sibelius, deren Ursprung in einer Inszenierung von lebenden Bildern aus der finnischen Vergangenheit und Mythologie im schwedischen Theater liegt, vom ersten Orchester der Lyra dargeboten.
Mit dem Jugend-Ensemble der Akkordenspieler ging es zurück in die späten 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Eindrucksvoll wurde von den jungen Musikern "Wind of Change" inszeniert, wder wie kein anderer Rocksong die Stimmung der Zeiten von Glasnost und Perestroika und den politischen Wandel in Europa und in der Welt zum Ausdruck bringt.
Auch das zweite Stück des Ensembles setzt sich mit Politik und Wandel auseinander. "Free World Fantasy" komponierte Jacob de Hann 1987 im Auftrag der niederländischen Provinz Groningen anlässlich des Befreiungstages. Die Musik symbolisiert den Traum von einer Welt ohne Krieg. Im Rahmen der Aufführung des zweiten Orchesters, das sich mit musikalischen Themen aus Film und Fernsehen auseinanderzusetzen wusste, wurde Dirigent und Orchesterleiter Thorsten Kolar für sein Engagement und langjährige Vereinszugehörigkeit mit der silbernen Ehrennadel des Hessischen Akkordeonverbandes ausgezeichnet. Kolar spielt seit seinem achten Lebensjahr Akkordeon, war schon immer beim ersten Hofheimer Akkordeonverein und hat seither auch kein Herbstkonzert verpasst. Selbst während seiner Bundeswehrzeit als Marinesoldat in Kiel zog er mit seinem Instrument durch die Gegend.
Den Konzertabschluss gestaltete wieder das erste Orchester mit den Polowetzer Tänzen und zwei Walzerstücken von Aram Khatchaturjan und Dmitri Schostakowitsch. Die musikalischen Zutaten, die die Konzertverantwortlichen für diesen Abend zusammengestellt hatten, Spontaneität und die Lust an der eigenen Darbietung, die vielfältigen Klangmöglichkeiten und der Charme des Instruments verabschiedeten ein begeistertes Publikum in einem herbstlichen Abend.
Hofheimer Zeitung, 22. November 2016