Hofheim. Die Melodien bekannter Kinofilme wie «Golden Eye», «Das Boot», «Apocalypse Now» und aus Krimiserien wie «Tatort» oder «Ein Fall für zwei» erklangen am Samstagabend in der Hofheimer Stadthalle beim Herbstkonzert des «1. Hofheimer Akkordeon-Vereins Lyra». Großes musikalisches Thema des Abends waren «Ohrwürmer» aus der Filmmusik. Und die fand das Publikum so gut, dass Jubel- und Zugabe-Rufe zu hören waren. «Seit 10, 15 Jahren gibt es für das Akkordeon Bearbeitungen von Songs aus Pop und Jazz. Bis dahin brachte man das Instrument mit Volks- und Seemannsliedern, französischer Musik oder Tango in Verbindung», so Bernhard Wondrak, seit 16 Jahren Musikalischer Leiter des 1893 gegründeten Vereins.
Obwohl das Instrument vielseitig und modern sei, so der Dirigent des 1. Orchesters, werde es von vielen Menschen für altmodisch gehalten. «Wir versuchen daher seit einigen Jahren, durch Schnupperkurse in Schulen bei Kindern und Jugendlichen Interesse an dem Instrument zu wecken und Nachwuchsmusiker zu finden», so Wondrak.
Kinder können mit einem Leihinstrument sechs Mal kostenlos an Unterrichtsstunden teilnehmen. Eine Zusammenarbeit mit Kindergärten soll bald folgen. Zurzeit ist es um den Nachwuchs nicht allzu gut bestellt. Von 140 Vereinsmitgliedern sind etwa 30 aktive Musiker, sechs spielen in der Nachwuchsspielgruppe, die beim Herbstkonzert neben dem 1. Orchester, das hauptsächlich klassische Lieder spielt, und dem 2. Orchester, das Unterhaltung und Pop bevorzugt, zu hören war.
«In den 80er Jahren hatten wir noch 60 Jugendliche im Verein», weiß Bernhard Wondrak. «Aber das Freizeitangebot ist immer größer geworden. Der Mitgliederrückgang ist daher auch bei anderen Vereinen zu beobachten. Wir sind froh, dass die Mitgliederzahlen seit einigen Jahren konstant bleiben.» Jüngster Musiker des Vereins beim Herbstkonzert war Thomas Trippel. Der Elfjährige musiziert seit eineinhalb Jahren im Hofheimer Verein. «Ich spiele Akkordeon gerne, weil man dadurch in der Schule gut in Musik ist», sagt er.
Sein älterer Bruder Arnold (17), der als Solist zu hören war, steht ebenso zu seinem Instrument. Er hat sogar schon seine Mitschüler «bekehrt»: «In der zehnten Klasse habe ich einmal eine Akkordeon-Präsentation im Unterricht gemacht.» Damals war er noch auf der Gesamtschule Am Rosenberg.
«Meine Klassenkameraden hatten das Instrument vorher nur bei Straßenmusikern gesehen. Sie waren danach echt begeistert.» Netter Nebeneffekt: Das Gelernte könne er auf Keyboard und Klavier übertragen. Arnold Trippel: «Es reichte, um beim Schulmusical mitzuspielen.»
Höchster Kreisblatt, 24. November 2009