Hofheim. Musikalischer Höhepunkt jeden Jahres ist das Herbstkonzert des 1. Hofheimer Akkordeon-Vereins "Lyra" von 1893 am Samstag nach dem Buß- und Bettag. Die Veranstaltung hat ganz aktuell einmal mehr bewiesen, dass es hier im Gegensatz zu vielen anderen Akkordeon-Vereinen noch keine existenziellen Nachwuchssorgen gibt.
Bei der "Lyra" gibt es ein achtköpfiges Jugend-Ensemble, das beim Konzertprogramm unter dem Motto "Von Ost nach West" wieder kräftig mit von der Partie war, auch wenn der "Nachwuchs" mittlerweile schon ganz schön groß geworden ist, wie die Vorsitzende Monika Wondrak betonte. Immerhin fast ein Drittel aller Aktiven sind bei der "Lyra" junge Leute im Alter zwischen 14 und 27 Jahren, die von Birgit Heyne ausgebildet werden.
Nach dem furiosen Konzert-Auftakt des 1. Orchesters mit "Finlandia" von Jean Sibelius, brachten sie im wahrsten Sinne des Wortes auch mit ihrer Interpretation des Welthits der Scorpions mit dem Titel "Wind of Change" frischen Wind auf die Bühne, wie Bernhard Wondrak als Musikalischer Leiter der "Lyra" betonte.
Mit dem bekannten Werk, das nach dem Fall der Mauer fast eine Hymne geworden ist, zeigte das Jugend-Ensemble sein großes Talent. "Wind of Change passte aber auch ideal zum Motto des Konzerts, bei dem die mehr als 100 großen wie auch kleinen Besucher in der Stadthalle zu einer musikalischen Reise über den ganzen Globus mitgenommen wurden.
Jung geblieben
Der zweite Titel des Jugend-Ensembles war auch Ende der 1980er Jahre komponiert worden, und zwar von Jacob de Haan zum niederländischen Befreiungstag. Die geschickte Verbindung zwischen ernster und unterhaltender Musik brachten die Nachwuchsspieler so gekonnt dar, dass der Eindruck einer großen Filmmusik-Komposition entstand.
Dass sie jung geblieben sind, das bewiesen anschließend aber auch die Mitglieder des 2. Orchesters unter Leitung von Thorsten Kolar. Nach einem Medley mit Melodien aus dem US-amerikanischen Filmmusical "Sister Act", in dem sich Whoopi Goldberg als verfolgte Gangsterbraut und Club-Sängerin in einem Frauenkloster versteckt und dort den Chor aufmischt, präsenteierte das 2. Orchester unter anderem "An Tagen wie diesen" und damit sogar einen Hit der Punk-Band "Die Toten Hosen".
Thorsten Kolar wurde schließlich noch von Monika Wondrak in ihrer Funktion als Schriftführerin des Deutschen Harmonika-Verbandes mit der Silbernen Dirigenten-Nadel für sein mittlerweile über zehnjähriges Engagement als Chef des 2. Orchesters ausgezeichnet. "Der Thorsten ist schon seit 1973 bei der Lyra, wo er auch das Akkordeon-Spielen gelernt hat", betonte Wondrak stolz und zeichnete als "Lyra"-Chefin Kolar auch für seine über 40-jährige Mitgliedschaft im Verein mit der Verdienstnadel in Silber aus.
"Von Ost nach West"
Der 50-jährige, der im Alter von sieben Jahren mit dem Akkordeonspielen begonnen hat, war dabei selbst in seiner Zeit bei der Marine in Eckernförde stets mit von der Partie beim traditionellen Herbstkonzert. Im Gegenzug habe er dafür bei den "Blauen Jungs" eine Band hochziehen müssen, verriet der Dirigent dem Kreisblatt dann in der Konzertpause.
Danach bewies das Ensemble, dass es die Premiumklasse der "Lyra" ist, die sich auch an äußerst schwierige Komponisten wie den Russen Sergej Prokofjew wagt. Das 1. Orchester rundete schließlich das Herbstkonzert mit einem bunten Mix aus östlichen wie westlichen Kompositionen ab. -lux
Höchster Kreisblatt, 23. November 2016